Corona und die Sportberichterstattung

Jedenfalls muss man eine Zeit lang nicht mehr befürchten, im Radio oder Fernsehen dauernd mit FUSSBALL konfrontiert zu werden! Oder OLYMPISCHE SPIELE! Oder AUTORENNEN À LA FORMEL 1! Oder EISHOCKEY! Oder … Ach. Wie schön! – Dumm nur, dass von uns auch nicht mehr berichtet wird. Nirgends. Außer wir publizieren selbst etwas.

Viele haben Spaß an Sportereignissen. Vielen ist es ja auch richtig wichtig! So wichtig, dass jede Nachrichtensendung im Fernsehen irgendwelche Nachrichten aus dem Sport enthält. Und samstags und sonntags kann man kaum eine Stunde Radio hören, ohne in Übertragungen aus irgendwelchen Stadien zu geraten. Oder von Sportstätten der verschiedensten Sportarten eine Berichterstattung miterleben zu müssen.

Und jetzt? – Ruhe! Nichts von alledem. Die Nachrichtensendung gehört ganz der Politik und dem gesellschaftlichen Leben, soweit noch eines stattfindet. Leider nimmt allein das Thema Corona breitesten Raum ein, zu viel davon. Anderes findet nicht mehr statt.

Es geht ohne das ganze Gebrumm und Geschrei der Zuschauer von Sport. Und ohne die ganzen Gespräche und Diskussionen darüber. Die Welt dreht sich weiter, auch wenn der Ball nicht rollt, wenn sich niemand auf Pisten stürzt oder eine Sprungschanze hinunterwirft. Es zeigt sich plötzlich, dass das mit dem Sport nichts anderes als Showbusiness ist. Oder Kino, oder Theater. Oder Zirkus, oder Musik (egal, welches Genre). Oder…

Natürlich: Viele Menschen leben davon. Hotellerie, Gastronomie. Busunternehmen, die Bahn. Die Betreiber der Kioske, die Putzfrauen, die Securitiy. Die Sportler und ihre Trainer. Die Schneeraupenfahrer, die Mode- und Sportartikelbranche. Da geht es um Broterwerb, da wird hart gearbeitet. Davon leben Menschen, Familien. Die bezahlen alle Steuern, in Deutschland auch Kirchensteuern. Da schwimmen nicht alle von denen im Geld, da leben einige „von der Hand in den Mund“. Und da haben einige jetzt eine richtige Angst. Überlebensangst.

Da sind wir in der Kirche doch ganz anders. Viel wichtiger! Und mutiger! – Oder? Etwa nicht?

Wir machen natürlich keine Shows, wir führen kein Theater auf. Es geht aber gerade offenbar auch ohne uns. Es gibt aber auch bei uns nicht wenige Leute, die davon leben. Pfarrer und Pfarrerinnen. Diakone und Diakoninnen. Büroangestellte, Musiker. Putzfrauen und Hausmeister. Erzieherinnen, Pflegekräfte. Und die Zulieferer: Kerzen. Papier und Stifte. Getränke. Usw.

Wir kommen schon auch ganz gerne in den Nachrichtensendungen und in der Zeitung vor. Viele haben Spaß an der Kirche und ihren Aktivitäten und Aktionen. Vielen ist sie wichtig für ihr Seelenheil und als Orientierung im Leben. Als Ort für Gebet, Trost und Unterstützung.

Ach, sollen sie alle ihren Spaß haben! Dann kriegen wir vielleicht das Unsere auch wieder zurück. Wäre doch schön: einfach wieder Gottesdienste feiern und Gemeinde leben.

Reinhard Wemhöner, Pfarrer