Verbunden in Gedanken

Israelsonntag am 8. August

Jedes Jahr wird am 10. Sonntag nach Trinitatis der Israelsonntag gefeiert. Er erinnert an das enge Verhältnis von Christ*innen und Juden im Glauben an denselben Gott. Der Israelsonntag bietet den christlichen Gemeinden eine Gelegenheit, sich mit den jüdischen Wurzeln ihres Glaubens auseinanderzusetzen. Jesus selbst und seine Jünger*innen waren Juden.

Der Israelsonntag steht im zeitlichen Zusammenhang mit dem jüdischen Fest Tischa B’Av, das laut jüdischem Kalender dieses Jahr am 18. Juli begangen wird. Tischa B’Av ist für Jüdinnen und Juden ein Trauertag, an dem sie sich an die zweimalige Zerstörung des Tempels in Jerusalem erinnern. Dieser war lange das zentrale jüdische Heiligtum. Übrig blieb nach der Zerstörung des zweiten Tempels nur die Klagemauer.

Im christlichen Gottesdienst wurde leider lange Zeit die Zerstörung des Tempels als Gericht Gottes über das jüdische Volk gedeutet, das Jesus nicht als einen Messias anerkannt habe. Das Christentum sah sich vielfach als Nachfolger und Erbe des Judentums und fühlte sich ihm überlegen.

Erst nach der Schoah – der fast völligen Vernichtung des europäischen Judentums – ändert sich der Charakter dieses Sonntags. Nach 1945 verstehen die Kirchen langsam, dass auch ihre Lehren und Predigten dazu beigetragen hatten. Es dauerte jedoch noch Jahrzehnte, bis sie sich neu auf das Verhältnis von Judentum und Christentum besannen. Erst in den 1970er Jahren begannen die Kirchen langsam, ein neues Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass Israel Gottes erwähltes Volk bleibt und dass wir als christliche Kirche unauflösbar mit Israel verbunden sind.

Es ist erschreckend, dass Antisemitismus und Antijudaismus immer noch in unserer Gesellschaft und in unseren Kirchen vorhanden sind. Umso wichtiger ist neben der Auseinandersetzung mit unserer schmerzhaften Geschichte der christlich-jüdische  Dialog, der in den letzten Jahrzehnten wiederbelebt worden ist. Inzwischen steht immer mehr die Neubestimmung des christlich-jüdischen Verhältnisses und die Betonung der Gemeinsamkeiten im Zentrum des Israelsonntags.

Sie sind herzlich eingeladen, im Gottesdienst zum Israelsonntag, am 8. August, 9.30 Uhr, in der Jesuskirche Vohburg mit Vikarin Jutta Jarasch neu über die Grundlagen des christlichen Glaubens nachzudenken und die Wurzeln in der jüdischen Tradition wiederzuentdecken.