War was?

Ja, es war was! Vor einer guten Woche. Eigentlich.

 

Ostern. Fest der Auferstehung Jesu. Ein Fest im kirchlichen Jahreskreis, ein Familienfest. Eigentlich, üblicherweise.

 

Klar, jede Menge Konsum und Kitsch sind auch immer dabei. Osterhasen und Ostereier, frühantike religiöse Fruchtbarkeitssymbole. Tischschmuck und Zimmerschmuck, der manchmal kaum hinter Weihnachten zurücksteht. Natürlich auch Geschenke für die Kinder, denn auch das Osterfest wird mehr und mehr zu einem Fest des Konsums.

Und ja, Menschen besuchen die Kirchen. Auch Menschen, die das Jahr über keine Kirche betreten haben, am Karfreitag und an Ostern kommen dann doch einige mehr. Wie an Weihnachten. Normalerweise.

Und einige entdecken Dinge wieder neu, die sie schon vergessen zu haben schienen. Und gehen dann in die Kirche, um zu suchen, was sie verloren haben. Manche finden es auch wieder, aber manche andere haben ihre Kindheit und Religion so weit hinter sich gelassen, dass sie keinen Zugang mehr zu diesen Dingen finden.

Krisenzeiten befördern solche Entwicklungen natürlich. Auch da gibt es die gleichen Beobachtungen, dass die einen zurück zu ihren Wurzeln finden. Anderen können das nicht mehr und wenden sich dann umso enttäuschter ab von der Kirche, von ihrer Religion. Sie treten dann auch aus der Kirche aus. Gerade in Krisenzeiten.

Manches erkennt man erst in der Rückschau. Wir werden noch sehen, welche Auswirkungen diese Pandemie auf die Menschheit haben wird. Wie werden sich Gesellschaft und Politik ändern, wie die sozialen Beziehungen, wie das gesellschaftliche Gesamtgefüge? In den einzelnen Ländern, in den verschiedenen Ländern auf der ganzen Welt.

Wie viele werden am Ende vorzeitig verstorben sein und fehlen? Was wird das mit Machthabern, vor allem mit den autoritären unter ihnen machen, wie werden sie ihre Macht zu behalten suchen? Oder im Durcheinander sich und ihre Durchgriffsrechte zu entfalten suchen? Und wie werden die Beherrschten reagieren, wenn sie sehen, dass die Machthaber auch erkranken?

Welchen Einfluss wird das alles auf die Philosophie, auf die Religion haben? Werden sich die „Philantropen“, die „Freunde der Menschen“ durchsetzen oder werden in die Bedeutungslosigkeit gedrängt von denen, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus sind?

Wie wird die Entwicklung in den ärmeren Ländern und Regionen der Welt verlaufen? Wird es dort ein Massensterben geben oder werden in diesen Ländern dank des jüngeren Altersdurchschnitts die Menschen gar nicht so schlimm erkranken? Oder wird es so werden, wie seinerzeit bei HIV/Aids, wo viele Ältere starben und zahlreiche Waisenkinder zurückblieben? Oder wie bei der Krankheit Ebola, wo Menschen unversorgt verstarben und schnellstmöglich vergraben wurden.

Es bleibt auch die Frage nach den wirtschaftlichen Folgen. Lieferketten der Industrie und die Versorgungssicherheit im weltweiten Handel werden sicher neu bewertet werden müssen.

Aber natürlich stellt sich auch die Frage danach, was das ganze Pandemie-Thema mit den Bildungssystemen der Länder in der Welt macht. Welchen Einfluss wird das Ereignis auf die Gesundheitssicherungssysteme in den Ländern nehmen.

Viele ungeklärte Fragen, und alles Nachdenken wird nicht gültige Sicherheit und Klarheit verschaffen können. Sondern Beobachtung und Bewertung des Erlebten werden die Rückschau und dann die Entscheidungen für die Zukunft prägen.

Zurück zu Ostern. 2020 war ein Sonderfall, einmalig in der Geschichte der (christlichen) Menschheit. Ostern war natürlich trotzdem, aber es konnte auch nicht wie gewohnt gefeiert werden. Jeder war und ist auf sich selbst zurückgeworfen, wie Ostern zu feiern für ihn oder sie möglich war.

Wir gehen jetzt weiter im Jahreskreis, ohne wirklich zu wissen, an welchen Stellen uns weitere Beschränkungen erwarten. Wir gehen weiter ohne die üblichen Pläne und Vorhaben für den Sommer, ja auch für den Herbst.

Aber auch hier gilt, wie es Gott schon dem Noah aus der Arche versprochen hatte: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ (1. Buch Mose, Kapitel 8, Vers 22)

Es geht weiter, und bestimmte Dinge des Lebens werden unverändert sein, auch wenn sich das „Drumherum“ verändert. Wir wissen, dass da Dinge sind und sein können, die massiv in unser Leben eingreifen, aber wir wissen genauso, dass unser Leben vor Gott davon nicht angegriffen wird: Wir stehen weiterhin in seiner Gnade und in seinem Schutz, auch wenn – bildlich gesprochen – gerade so eine Art Tornado über uns hinweggeht.

Das ist doch der Kern dieser Geschichte, die vom Ende der Sintflut erzählt. Die hatte ja auch das Leben weggespült, bevor neues Leben sich entfalten konnte. Natürlich gehört zu dieser alten Darstellung auch „die Moral von der Geschicht“, dass es die Schlechtigkeit der Menschen war, die so bestraft wurde.

Da sind wir Christen weiter. Wir wissen, dass Jesus Christus seinen Tod erlebt hat, damit an seinem Beispiel klar werden kann, dass Gott ein solches Drama nie wiederholen wird. Sondern dass er uns in seiner Welt erhalten und begleiten will. Und dass er das immer wieder neu tut.

Daran erinnert Ostern. Das war und ist die Botschaft. Sie war heuer nicht so laut zu hören, wie es sonst möglich gewesen wäre.

Aber sind wir mal ehrlich: In den letzten Jahren haben auch nur die interessierten Menschen hingehört und zugehört und reagiert. Das war und ist in 2020 auch nicht anders.

War was? Ja, es war was! Ostern, auch 2020.

In diesem Sinne: Wir leben weiter im Geist dieses Festes, in der Wirkung dieses Momentes, im Licht dieses so einzigartigen Ereignisses.

 

Amen.